Top of Switzerland
Die Dufourspitze ist mit 4.634 m der höchste Punkt der Schweiz – ein echter Klassiker unter den Viertausendern. Der Gipfel thront im Monte-Rosa-Massiv hoch über dem Wallis und lockt mit großartiger Gletscherkulisse, einem aussichtsreichen Gratfinale und echtem Hochtouren-Flair.
Zustieg zur Monte Rosa Hütte
Wir wollen zu Fuß von Zermatt auf das Dach der Schweiz – keine Bahn, keine Abkürzung. Vom Touri-Wahnsinn im Ort am Fuße des Matterhorns aus geht es zunächst Richtung Rotenboden (dies kann auch mit der Bahn verkürzt werden) und schließlich über den Gornergletscher hinauf zur Monte Rosa Hütte (2.883 m). Diese Etappe hat es schon in sich: technisch zwar nicht schwierig, aber lang und es werden bereits die Steigeisen benötigt! Außerdem wartet zum Schluss noch etwas Blockgelände auf uns. Wer noch Reserven hat, genießt hier bereits die eindrucksvolle Gletscherwelt rund um Lyskamm, Castor und viel weitere Viertausender der Walliser Alpen.
Aufstieg zum Gipfel
Am nächsten Morgen klingelt der Wecker um 1:50. Obwohl das Wetter mehr als nur zweifelhaft und es wirklich abnorm früh ist, bin ich überraschend ruhig. Keine Nervösität, nur Frieden. Vielleicht weil ich weiß, dass ich diese Tour von der Schwierigkeit her gut beherrsche. Wir brechen um 2:30 auf. Es ist noch dunkel, als wir auf dem Gletscher stehen – und es schneit. Keine idealen Bedingungen, aber wir entscheiden uns trotzdem für den Aufstieg. Umdrehen ist die ersten 500 Höhenmeter recht problemlos möglich, bis hierhin gibt es Wegmarkierungen mit Stangen, Katzenaugen und Steinmandl. Als es endlich hell wird, hört der Schneefall auf. Ein Problem weniger - Erleichterung macht sich breit.
Über das Obere Platje (Geröllbereich, Blockgelände) steigen wir höher. Der Weg ist markiert, ab und zu muss man kraxeln, die Schwierigkeit liegt dabei jedoch nie höher als der zweite UIAA-Grad. Am Gletscher angekommen gehts ans Seil und wir queren den Monte Rosagletscher. Flache Gletscherflächen wechseln sich mit steileren Passagen ab. Spätestens am Sattel auf 4.356 m wird mir klar: Das wird heute was. Uns geht es wie so meist mit der Höhe: blendend (danke für die Glücksgene ☘️)! Die Wolken haben sich so weit zurückgezogen, dass wir den Grat gut einblicken können, der Wind hält sich bis auf ein paar starke Böen in Grenzen. Jetzt heißt es Konzentration: Der Schlussgrat zieht sich über kombiniertes Gelände – Fels, Schnee und eine kurze Eispassage – das verlangt Trittsicherheit und eine eingespielte Seilschaft, die gut am Grat arbeitet. Aber dann stehen wir oben. Top of Switzerland!
Abstieg und Fazit
Der Abstieg erfolgt über den gleichen Weg. Ursprünglich hatten wir noch das Nordend im Blick, doch angesichts des wechselhaften Wetters ist klar: Das wäre uns zu riskant – kein klare Spur, viele Spalten, Schlechtwetter im Aufkommen. Die Entscheidung war schnell gefällt: ein starker Hauptgipfel ist auch genug. Der lange Abstieg erfolgt über die Aufstiegsroute, um 19 Uhr laufen wir geschafft, aber glücklich und mit 28 km, 2200 HM und 3500 Tiefenmetern in den Beinen in Zermatt ein. Ich will nur noch zwei Dinge im Leben in diesem Moment: Tortellini 🍝 und Schlafen 😴.
Ich kann diese Tour nur bei stabilem Wetter empfehlen – schon allein wegen der Aussicht. Die Dufourspitze bietet ein unvergleichliches Panorama, und bei klarem Himmel wirken sogar die anderen Viertausender fast klein und das konnten wir leider nicht so gut auskosten. Bei schlechter Sicht verliert die Tour viel von ihrer Faszination – und sie wird deutlich gefährlicher.
Wer mehr zur Tour sehen will: Auf meinem Instagram findet sich ein angepinnter Beitrag und ein Story-Highlight mit Eindrücken der Tour.
Facts & Figures
Start: Zermatt (1.608 m)
Ziel: Dufourspitze (4.634 m)
Übernachtung: Monte Rosa Hütte (2.883 m)
Höhenmeter: ca. 3.500 Hm gesamt (Auf- und Abstieg, inkl. Gegenanstieg zur Monte-Rosa-Hütte)
Strecke: Tag 1 zur Monte Rosa Hütte: 18 km, Tag 2 von der Monte Rosa Hütte zur Dufourspitze & nach Zermatt: 28 km
Charakter: Hochtour mit kombiniertem Gelände, Spaltenzonen, ausgesetztem Grat
Schwierigkeit: AD - / ZS- (alpine Erfahrung und Gletscherroutine notwendig, Hochtourenbewertung)
Weitere Ziele möglich: z. B. Nordend (4.609 m), nur bei sicherem Wetter. Achtung: Das Nordend ist oft vereist!
Disclaimer: Hochtouren sind eine alpine Sportart und bringen dementsprechende Gefahren mit sich. Dieser Tourentipp ist ein persönlicher Erfahrungsbericht und keine Garantie für die Sicherheit anderer.